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Wird Dein Harndrang zum Problem? Hier erfährst Du warum!


Musst Du ständig auf die Toilette rennen? Was kannst du dagegen tun? In diesem Beitrag erkläre ich Dir, wie die Blase funktioniert, wie oft Du ca. auf die Toilette gehen solltest und was Du in der Beckenbodenphysio diesbezüglich tun kannst.





 


Anatomie und Funktion(en) der Blase


Die Blase ist ein flexibles Hohlorgan, das aus zwei Muskeln besteht: Dem Detrusor (Blasenmuskel), den Du nicht willkürlich anspannen kannst, und dem äusseren Schliessmuskel (Teil der Beckenbodenmuskulatur), den Du willkürlich kontrahieren und relaxieren kannst. Durch das Zusammenspiel des Detrusors und Schliessmuskels wird das kontrollierte Lösen oder das Zurückhalten des Urins gewährleistet.


In der sogenannten «Füllphase» füllt sich die Blase mit Urin. Der Detrusor ist dabei entspannt, während der äussere Schliessmuskel die Harnröhre verschliesst. Sobald die Blase ungefähr zur Hälfte gefüllt ist, verspürst Du einen ersten Harndrang.




Aber Achtung: Deine Drangstärke und die Füllmenge der Blase müssen nicht unbedingt zusammenhängen. Es ist möglich, dass Du ohne adäquate Füllmenge einen Harndrang verspürst und dann nur eine kleine Urinmenge lösen kannst. Dies passiert nicht, weil die Blase voll ist, sondern weil sie entweder nicht entspannt ist oder weil sie ein «falsches» Muster abgespeichert hat. Wenn Du beispielsweise jedes Mal beim ersten Harndrang direkt auf die Toilette gehst, hat Deine Blase das Gefühl, dass diese kleine Füllmenge das Volumen ist, bei dem sie sich entleeren muss.


Wenn Deine Blase aber eine «normale» Kapazität hat, kann sie sich sehr gut füllen. Harndrang ist eine relative Sensation und wird vom Gehirn je nach Priorität behandelt. Deswegen kann der Harndrang auch gut mit Ablenkungsstrategien reguliert werden und die Blase kann sich in Ruhe füllen. Ich werde Dir solche Strategien im nächsten Blogpost in einem Infoblatt erklären. Grundsätzlich gilt: Je weniger Aufmerksamkeit Du Deiner Blase schenkst, desto weniger intensiv fühlt sich Dein Harndrang an.


Sobald sich Deine Blase weiter mit Urin füllt und Du den zweiten Harndrang verspürst, solltest Du sie entleeren. Bei der Miktion kontrahiert der Detrusor und drückt die Blase zusammen. Du kannst Dir dabei einen Schwamm vorstellen, der ausgedrückt wird. Gleichzeitig muss die Beckenbodenmuskulatur relaxieren, damit die Harnröhre öffnet, um den Urin zu lösen. Im leeren Zustand ist die Blase ungefähr so gross wie eine Zwetschge, wobei sie sich in der Füllphase bis zur Grösse einer Grapefruit ausdehnen kann. Auch die hormonelle Situation, also Dein Östrogenlevel, kann die Blase beeinflussen.



Wie oft solltest Du auf die Toilette gehen?

Wenn Deine Blase eine normale Kapazität hat und das Zusammenspiel Deines Detrusors und der Beckenbodenmuskulatur stimmt, können normale Miktionresultate angestrebt werden. Das heisst, dass Du nicht mehr als 6-8-mal in 24 Stunden und nicht mehr als 0-1-mal pro Nacht Urin lösen solltest. Von einem normalen Miktionsvolumen sprechen wir, wenn Deine Urinmenge pro Miktion ca. 200-500ml beträgt. Du kannst das sehr gut mit einem grossen Joghurtbecher abmessen. Deine Trinkmenge sollte je nach Wetter und Sport ca. 1.5-2 Liter betragen. Wenn Du viel trinkst, erhöht sich nicht unbedingt die Frequenz des Urinlassens, sondern eher das Miktionsvolumen.



Wann sprechen wir von einer over active bladder (OAB)?

Von einer OAB wird dann gesprochen, wenn starker Harndrang – manchmal überfallsartig – auftritt. Manchmal führt dieser zu ungewolltem Urinverlust. Auch wenn Du mehr als 8-mal in 24h und mehr als 2-mal in der Nacht Urin lösen musst, wird von einer OAB gesprochen



Die OAB kann aus verschiedenen Gründen entstehen:

- Überaktiver Detrusor (Blasenmuskel)

- Übersensible Blase, wobei Du jeweils direkt beim ersten Harndrang auf die Toilette gehst

- Zu viel Aufmerksamkeit auf Deine Blase

- Auslösende Trigger für Harndrang wie z.B. das Geräusch von Wasser

- Stress/Angst

- Dysfunktion der Beckenbodenmuskulatur

- Lebensmittel, die für die Blase irritierend sind wie z.B. Kaffee oder Schwarztee



Wie wird die OAB untersucht?

In einer detaillierten Anamnese stelle ich Dir gezielte Fragen bezüglich Deinem Miktions- und Trinkverhalten. Du kannst mir erzählen, in welchen Situationen Dein Harndrang auftritt und was die Auslöser dafür sind. Auch über Deine Trinkgewohnheiten frage ich gezielt nach. Evtl. gebe ich Dir ein Trink-/Miktionstagebuch mit, worin Du Dein Verhalten festhalten kannst, damit wir die Behandlung entsprechend anpassen können. Zudem kann auch in diesem Fall, nebst der allgemeinen Untersuchung Deiner Statik, die vaginale Untersuchung durchgeführt werden, damit wir Deine Beckenbodenmuskulatur gezielt untersuchen können.



Wie wird die OAB behandelt?

Die OAB kann auf verschiede Art und Weisen behandelt werden: Je nach Deinen Resultaten der muskulären Funktionsuntersuchung kannst Du mit Kräftigungsübungen, Tonus-regulierenden Übungen, Wahrnehmungsübungen oder mit Drangstrategien arbeiten. Auch mit der Anpassung Deines Trink-/ und Miktionsverhalten kann eine Verbessrung erzielt werden. Je nach Intensität Deiner OAB kann auch eine Elektrostimulation angewendet werden.


Hier gebe ich Dir vier Drangstrategien, die Du gut in Deinen Alltag einbauen kannst. Sobald Du einen ersten Harndrang verspürst, versuche folgendes:

- Fünf schnelle, aufeinander folgende Beckenbodenkontraktionen

- Eine lang andauernde Beckenbodenkontraktion

- Ablenken: z.B. in 7ner Schritten von 100 auf 0 zählen

- Leichter Druck auf Klitoris (so wird der Blasenmuskel gehemmt)

Beim zweiten Harndrang solltest Du dann auf die Toilette gehen.


Auch bei Drangproblematiken sind die Beckenbodenübungen, die ich in einem separaten Beitrag erkläre, wichtig. Hier ist aber wichtig, dass der Fokus während den Übungen auf der Entspannung liegt.


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